Praxistipp

Erfolgreich mit der Partnerorganisation zusammenarbeiten

05.10.2022

Mit einer Organisation aus dem anderen Land zusammenzuarbeiten, das bedeutet: doppelt so viel Motivation, doppelt so viele anpackende Hände, doppelt so viele Ideen – aber natürlich auch ein paar Herausforderungen. So meistern Sie die 4 wichtigsten Etappen:

 

Und, woran haben Sie heute beim Aufwachen gedacht?

Angela Merkel, die ehemalige deutsche Bundeskanzlerin sagte einmal über die deutsch-französische Zusammenarbeit:

Deutschland und Frankreich sind engste freundschaftlich verbundene Partner. Und sie sind so spannend, weil sie nicht immer – wenn ein Politiker aus Frankreich morgens aufwacht und ein*e Politiker*in aus Deutschland morgens aufwacht – sofort den gleichen Gedanken haben, sondern weil auch unterschiedliche Sichtweisen da sind. Die deutsch-französische Freundschaft zeichnet sich dadurch aus, dass man permanent aus unterschiedlichen Sichtweisen … gemeinsame Herangehensweisen findet.“

Das gilt nicht nur für Politiker*innen: Wir alle bringen unterschiedliche Erfahrungen, Herangehensweisen, Prioritäten mit in ein gemeinsames Projekt. Natürlich auch geteilte Interessen, gleiche Ziele oder einen ähnlichen Humor. Vor allem aber haben beide Seiten eines: Lust auf Kooperation!

Und so gelingt’s:

1. Partnerorganisation finden.

In Frankreich gibt es über eine Million Vereine, darüber hinaus unzählige Kommunen, Stiftungen, Bürgerinitiativen … Die passende Partnerorganisation zu finden, ähnelt also der Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. Aber diese Anlaufstellen helfen dabei:

  • Die Suchbörse des Bürgerfonds: Legen Sie Ihr eigenes Profil an oder stöbern Sie durch die Liste anderer Organisationen, die Lust auf deutsch-französisches Engagement haben und nehmen Sie direkt Kontakt auf.

  • Die Regionalen Berater*innen des Bürgerfonds: Expert*innen in ganz Deutschland und Frankreich stehen Ihnen bei der Projektorganisation mit Rat und Tat zur Seite. Sie kennen sich nicht nur mit deutsch-französischem Engagement aus, sondern verfügen auch über ein großes Netzwerk, in dem sie Ihre „Partnersuche“ streuen können.

  • Regionale Anlaufstellen: Wenn Sie geografische Vorlieben haben, suchen Sie gezielt in bestimmten Regionen, Départements oder Städten nach Vereinsregistern (Annuaire des associations, wie z. B. in Nantes) oder nach Ansprechpartner*innen für bürgerschaftliches Engagement oder für internationale Beziehungen im Rathaus. Auch lokale Vereinshäuser (Maisons des Associations) können weiterhelfen.

  • Thematische Anlaufstellen: Sie möchten sich für Umweltschutz engagieren, ein Chorprojekt organisieren oder eine deutsch-französische Wanderung unternehmen? Wer seine Suche thematisch eingrenzen kann, sollte nach Netzwerken (réseau) und Verbänden (fédération) Ausschau halten und deren Mitgliederlisten durchforsten.

  • Kommunale und regionale Partnerschaften: Erkunden Sie sich, ob und mit wem Ihr Ort eine Städtepartnerschaft mit Frankreich hat – ein hilfreiches Bindeglied ins andere Land. Sie können auch in dieser Datenbank einsehen, welche kommunalen Partnerschaften Deutschland mit dem Rest der Welt pflegt; erstellt hat sie die Deutsche Sektion des Rat der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE). Auch auf jumelage.eu können Sie aktive Städtepartnerschaften einsehen. Auch Regionalpartnerschaften, wie z. B. die zwischen Nordrhein-Westfalen und der Normandie, können ein Ausgangspunkt für die Recherche sein.

  • Deutsch-französische Netzwerke: Wussten Sie, dass es deutschlandweit rund 135 aktive Organisationen gibt, die Teil der Vereinigung Deutsch-Französischer Gesellschaften für Europa e.­ V. (VDFG) sind? Und dass die französische Schwestervereinigung Fédération française des associations franco-allemandes pour l’Europe (FAFA) knapp 200 Mitgliedsvereine zählt? Die insgesamt 30.000 Mitglieder pflegen gute Kontakte ins Nachbarland und können vielleicht vermitteln. Vielleicht haben Sie ja eine Deutsch-Französische Gesellschaft ganz in der Nähe?

🛠 Der Bürgerfonds kann bereits die Anbahnung einer deutsch-französischen Partnerschaft zweier Organisationen fördern und z. B. Kosten für Übersetzer*innen beim ersten (Online-)Treffen oder Fahrtkosten übernehmen.

2. Partnerorganisation gefunden – und jetzt?

Bevor Sie sich in die Projektplanung stürzen, sollten Sie gemeinsam folgende Fragen klären:

  • Wer stellt den Förderantrag beim Bürgerfonds? Hier ist nichts vorgeschrieben, Sie können selbst entscheiden. Die Organisation, die den Antrag stellt, ist offiziell „Trägerorganisation“ des Projekts und erhält die Fördermittel.

  • Teilen Sie die gleiche Vision? Der Teufel steckt im Detail. Besprechen Sie von Anfang an, was Ihr gemeinsames Ziel ist, welches Publikum erreicht werden und in welche Richtung Ihr Programm gehen soll.

  • Wer macht was? Klären Sie Zuständigkeiten, damit nichts vergessen oder doppelt gemacht wird.

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So gelingt die sprachliche Verständigung

Unmöglich, nur mit Schulfranzösisch oder gar ohne Französischkenntnisse ein Projekt zu organisieren? Nein: Mit diesen Tipps meistern Sie die Sprachhürden.

3. Mit Teamwork zum Projekt

Wenn die Grundlagen geklärt sind, geht es ans Eingemachte: Die Organisation und Durchführung des Projekts. So meistern Sie die 4 größten Herausforderungen:

  • Die sprachliche Verständigung meistern: Das Schulfranzösisch ist schon etwas eingerostet und die französischen Partner*innen sprechen auch nur „ein bisschen“ Deutsch? Das ist normal und gar nicht schlimm. Weiterhelfen können professionelle Dolmetscher*innen, deren Kosten der Bürgerfonds übernehmen kann. Aber Sie können auch versuchen, ehrenamtliche Helfer*innen zu gewinnen – z. B. aus dem Städtepartnerschaftskomitee oder einer Deutsch-Französischen Gesellschaft vor Ort (s. Punkt 2). Für die Übersetzung von Schriftverkehr leisten Online-Tools immer bessere Arbeit. Und schließlich können Sie die Projektarbeit auch zum Anlass nehmen, Ihre Sprachkenntnisse auf- oder auszubauen – mit einem Kurs bei der Volkshochschule, Apps, französischem Radio …

  • Das Gleichgewicht nicht verlieren: Manchmal hat eine Seite mehr Ideen, Energie oder Unterstützung als die andere. Trotzdem sollten beide Partnerorganisationen dabei nicht aus den Augen verlieren, dass das Projekt für Menschen in beiden Ländern gedacht ist! Halten Sie sich regelmäßig auf dem Laufenden (s. nächster Punkt) und überlegen Sie gemeinsam, wo die andere Seite noch Unterstützung benötigt.

  • Auf Distanz zusammenarbeiten: Seit Beginn der Coronakrise mussten ganze Projekte digital und auf Entfernung stattfinden, aber auch ohne Pandemie werden Projekte oft auf Distanz vorbereitet. Dabei hilft es …

  1. sich regelmäßig zu treffen: Vereinbaren Sie einen „Jour fixe“, den alle Beteiligten im Kalender stehen haben.

  2. sich zu sehen, nicht nur zu sprechen: Das schafft engere Verbindungen und kann helfen, Missverständnissen vorzubeugen. Nutzen Sie eines der zahlreichen Videokonferenz-Tools für Ihre Sitzungen, z. B. kostenlose Lösungen wie Whereby oder Jitsi, … oder kostenpflichtige Anbieter wie Zoom, BigBlueButton oder Microsoft Teams. 

    🛠 Abo-Gebühren, die im Rahmen des Projekts anfallen, können vom Bürgerfonds für den Projektzeitraum erstattet werden.

  3. Protokolle zu führen: Folgen Sie dabei dem Motto „So viel wie nötig, so knapp wie möglich“.

  4. Tools zur Zusammenarbeit zu nutzen – zum Brainstormen, Dokumentesammeln oder Aufgabenverteilen.

  • Interkulturelle Missverständnisse vermeiden bzw. lösen: Deutsche und Franzosen haben mehr gemeinsam als sie trennt – aber gerade wenn man eng zusammenarbeitet, kann es auch einmal zu ungewollten Spannungen kommen. Um dem vorzubeugen bzw. aus einer schwierigen Situation wieder herauszukommen, helfen folgende Fragen:

  1. Bin ich wirklich offen (genug) gegenüber anderen Sicht- oder Herangehensweisen?

  2. Interpretiere ich die Situation anhand von negativen Klischees?

  3. Habe ich überempfindlich auf Kritik reagiert?

Wichtig ist es außerdem, offen und konstruktiv mit der Situation umzugehen: Sprechen Sie mit den Projektpartner*innen über Ihren Eindruck, vermeiden Sie Vorwürfe, versuchen Sie kompromissbereit zu sein.

4. Nach dem Projekt ... ist vor dem Projekt?

Jetzt, wo Sie so eng zusammengearbeitet und ein schönes Projekt durchgeführt haben, wäre es doch schade, nie wieder voneinander zu hören. Oder? Erst kommt mit der Abrechnung die „Pflicht“, dann die „Kür“.

  • Abrechnung: Reichen Sie die Abrechnung so zügig wie möglich, aber spätestens zwei Monaten nach Projektende online ein. Die Trägerorganisation erhält nach Projektende einen Link, der das Abrechnungsformular freischaltet. Falls nicht anders aufgeteilt, unterstützen Sie sich gegenseitig!

  • Kür: Eine (Online-)Projektauswertung ist sinnvoll, um gemeinsam zu reflektieren: Was lief gut? Was hätte besser funktionieren können? Und natürlich: Wie geht es jetzt weiter? Vielleicht haben Sie ja schon Ideen für ein neues Projekt – dann gehen Sie zurück auf „Los“ …

🛠 In den beiden ersten Förderkategorien fördert der Bürgerfonds auch Projekte ohne Partnerorganisation im anderen Land – z. B. einen französischen Filmabend im örtlichen Vereinshaus, einen Online-Vortrag oder eine Kunstausstellung. Aber ein deutsch-französisches Projekt ohne Partnerorganisation ist wie Pain ohne chocolat: Geht auch ohne, ist aber nicht so gut!

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