Manchmal steht die Geschichte der deutsch-französischen Beziehungen selbst im Fokus:

  • Etwa, wenn Familien sich online über ihre grenzüberschreitenden Familiengeschichten austauschen und sie in einem Sammelband festhalten, wenn Bürgerradios aus der Bretagne Schreib-Workshops und eine deutsch-französische Radiosendung organisieren oder wenn das Institut français Bonn zur Diskussionsrunde über die Rolle von Krisen in der Zusammenarbeit beider Länder einlädt.
  • In der Region Hauts-de-France hilft die Maison de l’Europe de la Grande Thiérache mit Vortrag, Quiz und Bürgerbefragung zu verstehen, wie Deutschland und Frankreich den Weg von der Feindschaft hin zu einer einzigartig engen Zusammenarbeit gefunden haben und welche Prioritäten den Menschen heute wichtig sind. Dabei werden selbstverständlich auch die Partnerstädte der Veranstaltungsorte eingebunden!
  • Mit dem Mouvement Européen France Aube (Grand Est) begibt sich eine Reisegruppe auf die Spuren von Konrad Adenauer und Charles de Gaulle, zunächst in der Gedenkstätte für Charles-de-Gaulle in Colombey-les-deux-Eglises (Grand Est). Danach geht die Reise weiter nach Bonn (Nordrhein-Westfalen), wo das Haus der Geschichte und das Adenauerhaus im nahegelegenen Rhöndorf auf dem Programm stehen.

Natürlich werden auch die Kriege, die die deutsch-französischen Beziehungen stark geprägt haben, häufig aufgegriffen:

  • Das Community-Radio Corax aus Halle (Sachsen-Anhalt) geht der Geschichte des sog. „Tal der Gerechten“ auf den Grund: Im Tal Vésubie (Provence-Alpes-Côte-d’Azur) fanden während des Zweiten Weltkriegs viele Verfolgte des Naziregimes Zuflucht. Gemeinsam mit lokalen freien Radios vor Ort gehen die Radio-Macher*innen auf Recherche, interviewen Zeitzeug*innen und Menschen, die aktiv Erinnerungskultur betreiben. Herauskommt am Ende ein Radiofeature, das in beiden Ländern ausgestrahlt wird.
  • Wo deutsche und französische Soldaten im Ersten Weltkrieg Blut vergossen – am Hartmannswillerkopf und in Verdun – erinnern nun Familien und ehemalige Angehörige der deutschen und französischen Marine mit Museumsbesuchen und einer Schnitzeljagd an die Geschichte der deutsch-französischen Beziehungen.
  • Zahlreiche Vorträge, Lesungen und Diskussionsrunden richten den Blick auf die Grenzregionen und die Besatzungszeit: Welche Folgen hatte das deutsch-französische Hin-und-Her für die Menschen vor Ort, ihre Biografien, ihr Zugehörigkeitsgefühl – und für grenzüberschreitende Zusammenarbeit heute?
  • Das Institut français Aachen (Nordrhein-Westfalen) bringt die 1942 veröffentlichte Novelle und in Deutschland kaum bekannte Novelle „Das Schweigen des Meers“ auf die Bühne: Sie handelt von einem deutschen Offizier, der während des Zweiten Weltkrieges im Haus eines älteren französischen Herrn und dessen Nichte einquartiert wird. An die Aufführung schließt sich ein Publikumsgespräch an.
  • Um weibliche Widerstandskämpferinnen während des Zweiten Weltkriegs bekannter zu machen haben das Bürgercafé in Auger-Saint-Vincent (Hauts-de-France) und der Städtepartnerschaftsverein Compiègne-Landshut eine Ausstellung, eine szenische Lesung und eine Diskussionsrunde rund um die französische Autorin Charlotte Delbo auf die Beine gestellt: Delbo war eine von 230 Frauen, die im Januar 1942 aus dem französischen Département Oise nach Ausschwitz deportiert wurden. Als eine der wenigen Überlebenden hielt sie als Autorin die Erinnerung an den Horror der Konzentrationslager (und an den bemerkenswerten Zusammenhalt zwischen den Frauen) aufrecht.

Andere Projekte beleuchten die Geschichte unter einem ganz speziellen Blickwinkel:

  • Um den Umgang Deutschlands und Frankreich mit ihrer kolonialen Vergangenheit – und um die Erfahrungen migrantischer Communities heute – dreht sich eine Begegnung zwischen Aachen (Nordrhein-Westfalen) und Montreuil (Île-de-France), aus der im Anschluss ein Kurzfilm entstehen wird.
  • Die 68er-Bewegung, die im Mai 68 ihren Höhepunkt erreichte, forderte in beiden Ländern gesellschaftlichen und politischen Fortschritt, und gerade in Deutschland auch eine schonungslose Auseinandersetzung mit der Nazivergangenheit. Culture Nomades Production (Provence-Alpes-Côte-d’Azur) und Kijuga (Baden-Württemberg) zeigen mit einer partizipativen Ausstellung, wie die Proteste von Bewohner*innen der französischen Stadt Arles und im niedersächsischen Göttingen erlebt wurden: Bürger*innen sind aufgerufen, Fotos, Videos, Flyer usw. einzusenden.
  • Diskriminierung wirkt sich nicht nur unmittelbar auf das Leben der betroffenen Personen aus – sondern auch darauf, welche Spuren sie in der Geschichte hinterlassen können. Gesetzliche Regelungen, mangelnde mediale Präsenz, Stereotype usw. haben dazu geführt, dass kaum etwas über die Geschichte der LGBT+ Community bekannt ist. Dem will der Verein „Fier.e.s et queer“ (Hauts-de-France) gemeinsam mit der Deutsch-Französischen Vereinigung (Baden-Württemberg) entgegenwirken. Ein Kartenspiel mit Infos zur LGBT+-Geschichte in beiden Ländern soll für Aufklärung sorgen und wird durch Workshops und Filmabende ergänzt.

Und schließlich lässt sich Geschichte auch anhand bestimmter Medien erzählen:

  • Wie klingt Geschichte? Jede Epoche hat ihren ganz eigenen Sound – und als in den 50er Jahren die ersten Tonbandgeräte auf den Markt kamen, konnte der auch aufgezeichnet werden. Das Institut Breton des Arts Sonores (Bretagne) verschafft der Vergangenheit gemeinsam mit dem Ring der Tonbandfreunde (Nordrhein-Westfalen) Gehör – Klangwelten, akustische Briefe, Musik, Geräusche – und auch denjenigen, die sie vor Jahrzehnten aufgezeichnet haben. Aus alten Tonarchiven und neuen Interviews, für die die Engagierten einmal quer durch Deutschland und Frankreich fahren, entstehen ein Podcast und ein Album. Abgerundet wird das Projekt von einer gemeinsamen Field Recording Session.
  • Erinnern an – und durch Musik: Das wollen zwei deutsche und zwei französische Musiker*innen erreichen. Dafür lassen sie Stücke erklingen, die während des Holocaust von internierten Musiker*innen in Konzentrationslagern komponiert wurden. Im Anschluss an das Konzert wird bei einer Diskussionsrunde über die Frage diskutiert, welche Rolle Kunst und Kultur dabei spielen können, Unmenschlichkeit zu widerstehen und zu überwinden.
  • Wir alle tragen ein Stückchen Geschichte mit uns herum – und zwar im Geldbeutel! Die Plateforme Europe (Auvergne-Rhône-Alpes) und das Städtepartnerschaftskomitee Herbertingen/Saint-Paul-en-Jarez (Baden-Württemberg) machen mit einer Ausstellung in beiden Ländern über bedeutsame Münzmotive auf die deutsch-französische und die europäische Geschichte aufmerksam.
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Der Deutsch-Französische Bürgerfonds unterstützt Projekte zu zahlreichen Themen, in unterschiedlichsten Formaten. Hier erhalten Sie einen Einblick in die Projektvielfalt: