Meldung

Beiratssitzung 2025

21.10.2025

Wie soll die Zukunft des Bürgerfonds aussehen – und wie kann er in einer Welt des Wandels innovativ bleiben? Bei der jährlichen Beiratssitzung haben die Mitglieder die vorläufige Bilanz 2025 des Deutsch-Französischen Bürgerfonds zur Kenntnis genommen und mögliche kurz-, mittel- und langfristige Zukunftsszenarien diskutiert.

Erfolgreiche Jahresbilanz

Obwohl der (haushalts-)politische Kontext die Arbeit des Bürgerfonds in der ersten Jahreshälfte beeinflusst hat, fällt die vorläufige Bilanz ausgesprochen positiv aus. Die vier Ziele, die der Beirat vor einem Jahr für 2025 formuliert hatte, wurden erreicht:

  • Bis heute konnten 780 Projekte gefördert werden.
     
  • 82 % dieser Projekte fallen in die Kategorie 1 (Förderungen von bis zu 5.000 €).
     
  • Deutsch-französisches Engagement konnte dort gestärkt werden, wo es traditionell weniger präsent ist. Durch eine gezielte Strategie von Fokusregionen konnten etwa Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein oder die Region Hauts-de-France ihren Anteil an den geförderten Projekten erhöhen.
     
  • Der große Anteil von Teilnehmenden des Bürgerforums für Demokratie, die bislang keine deutsch-französische Erfahrung hatten, zeigt: Der Bürgerfonds schafft es, neue Akteur*innen zu mobilisieren.

Lebendige Projektbeispiele

Da Zahlen allein der Wirkung des Bürgerfonds auf lokaler Ebene und für die Engagierten nicht gerecht werden, stellten zwei Projektträgerinnen ihre Initiativen vor:

Austausch zwischen engagierten Frauen

Gabriele Linke begeisterte den Beirat mit ihrem Bericht über einen intensiven Austausch zwischen zwei Frauenvereinen. Begonnen hatte alles 2023 im Rahmen einer Bürgerreise der Stadt Rostock, die der Bürgerfonds gefördert hatte: Hier trafen sich Die Beginen e. V. aus Rostock (Mecklenburg-Vorpommern) und Nord Madame Dunkerque aus Dünkirchen (Bretagne) zum ersten Mal.

Es folgte ein Besuch der Deutschen in Dünkirchen, unter dem Motto der Erinnerungskultur: „Wir konnten mit Zeitzeug*innen sprechen und waren tief bewegt vom Geist der deutsch-französischen Versöhnung, der dort allgegenwärtig ist“, berichtete Gabriele Linke.

In Rostock fand der Gegenbesuch im Rahmen des Projektaufrufs „Gemeinsam stark“ statt: So wurden etwa Themen wie das deutsche und das französische Integrationssystem oder Programme zur Unterstützung älterer Menschen besprochen.

Für viele Frauen war dieser Austausch die erste deutsch-französische Erfahrung. Umso schöner, dass daraus echte Freundschaften entstanden sind, die unsere Verbindung auch nach Projektende weitertragen.

Kultur, Gemeinschaft und Weltoffenheit

Caroline du Bled brachte das Festival „Brandenbourg, mon amour“ in den Sitzungssaal: drei Tage voller Begegnungen und Kultur in Schorndorf, einem Dorf mit 200 Einwohner*innen.

Eine einmalige Gelegenheit für die lokale Bevölkerung, die französische Kultur zu entdecken. Auf dem Programm standen etwa ein Wandertheaterstück über die Hugenotten, ein Croissant-Workshop, Chansonkonzerte und Lyrikabende, ein Boule-Wettbewerb, eine Podiumsdiskussion über Integration u.v.m... Was als kleines Experiment einiger weniger Engagierter begann, ist inzwischen zu einem Highlight in der Region geworden, das 2025 bei seiner dritten Ausgabe bereits 1.500 Besucher*innen anzog.

Das persönliche Engagement der vielen Freiwilligen ist enorm, aber die französische Kultur und europäische Werte in die brandenburgische ländliche Region zu bringen: Das ist es wert“, so Caroline du Bled.

Beitrag der Regionalen Berater*innen

Zum ersten Mal nahmen auch Regionale Berater*innen des Bürgerfonds an der Beiratssitzung teil. Margarete Mehdorn (Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg) und Gwénaël Lamarque (Nouvelle-Aquitaine) stellten ihre Aufgaben und die Besonderheiten ihren Regionen vor.

Die Regionalen Berater*innen leisten in ganz Deutschland und Frankreich einen wichtigen Beitrag, um den Bürgerfonds vor Ort zu verankern und Projektträger*innen gezielt zu begleiten.

Zukunftsszenarien

Anschließend diskutierten die Mitglieder des Beirats über die zukünftige Ausrichtung des Bürgerfonds:

Kurzfristig

... sollen die Vielfalt und Qualität der geförderten Projekte noch sichtbarer gemacht werden. Außerdem wurde vorgeschlagen, die Zusammenarbeit mit Kommunen und Gebietskörperschaften zu verstärken, um deren Potenzial als Projektträgerinnen und Multiplikatorinnen noch stärker zu nutzen. Projektträger*innen könnten zudem ermutigt werden, ihr Engagement noch stärker in der Region bekannt zu machen und ihr Know-how weiterzugeben.

Mittelfristig

... könnte der Bürgerfonds die Vernetzung der Projektträger intensivieren – etwa durch Begegnungen oder eine digitale interaktive Karte. Der aktuelle Schwerpunkt „Demokratie lernen, stärken, leben“ soll durch institutionelle Partnerschaften konkret umgesetzt werden; zugleich soll der Schwerpunkt im Hinblick auf seine Wirkung analysiert und bei Bedarf weiterentwickelt werden. Themen wie Nachhaltigkeit oder gesellschaftlicher Zusammenhalt wurden als künftige Prioritäten genannt.

In den kommenden 10 Jahren

... soll der Bürgerfonds das Fundament festigen, das ihn zu einem zentralen Akteur der deutsch-französischen Zivilgesellschaft gemacht hat: Unterstützung von Städtepartnerschaften, klarer Fokus auf deutsch-französischen Austausch, finanzielle Förderung als Kernaufgabe, Zugänglichkeit und persönlicher Kontakt. Gleichzeitig soll er innovativ bleiben: In den Blick genommen wurden die Möglichkeit einer Öffnung für trinationale Projekte (z. B. im Rahmen des Weimarer Dreiecks), der Einsatz künstlicher Intelligenz in seinen Prozessen oder neue Leuchtturmveranstaltungen.