Meldung

Beiratssitzung 2023

19.10.2023

Am 16. und 17. Oktober 2023 kam der Beirat des Deutsch-Französischen Bürgerfonds zu seiner 4. Sitzung in Berlin zusammen. Die Mitglieder tauschten sich mit Projektträger*innen aus, legten die Ausschreibung für das kommende Jahr fest und diskutierten über die strategische Ausrichtung des Bürgerfonds.

 

Projektberichte

Nichts vermittelt so gut, wie bereichernd, prägend und wichtig deutsch-französische Begegnungen sind, wie diejenigen, die sie erleben: Deswegen stellten sich dieses Jahr 3 Projekte selbst vor:

Gemeinschaftsgärten in Berlin und Paris

Alexandre Bocage vom Centre Français de Berlin berichtete von dem Austausch zwischen einem Dutzend Gemeinschaftsgärten in Berlin und Paris. Nach pandemiebedingtem Onlineaustausch kam es 2021 und 2022 zum heiß ersehnten (Gegen-)Besuch, bei dem Fragen diskutiert wurden, wie:

  • Wie bindet ihr die Nachbarschaft ein?
  • Welche Kompostier-Techniken wendet ihr an?
  • Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit der Stadt?

Dabei entstanden nicht nur enge deutsch-französische Verbindungen, sondern auch die Vernetzung unter den Berliner und Pariser Gärten wurde gestärkt. „Für die Teilnehmenden war der Austausch lehrreich und inspirierend, aber vor allem auch ein Moment der Wertschätzung ihres Engagements“, so Bocage.

Netzwerktreffen zur Stärkung der ost-deutsch-französischen Zusammenarbeit

Anne Pirwitz, Vorsitzende der neuen „Koordinierungsstelle Ostdeutschland-Frankreich e. V.“, stellte das Projekt vor, das gewissermaßen den Grundstein für die Vereinsgründung gelegt hatte: Ein Vernetzungstreffen von Organisationen und Personen aus Zivilgesellschaft, Bildung, Kultur und Wirtschaft, die sich in Potsdam und Umgebung für die deutsch-französischen Beziehungen einsetzen.

Es wird oft vergessen, dass es auch schon zu Zeiten der deutschen Teilung Verbindungen zu Frankreich gab. Mit unserem Vernetzungstreffen haben wir Geschichte, Gegenwart und Zukunft der deutsch-französischen Beziehungen in der ehemaligen DDR beleuchtet und die Menschen waren froh, dass endlich auch ihre ostdeutsch-französischen Perspektive Gehör findet“, so Anne Pirwitz.

Austausch zwischen Menschen mit Behinderung

Josefine Degraa und Anette Mauthe, Sozialarbeiterinnen bei der Union Soziale Einrichtungen, und Sabrina Kaping, Teilnehmerin, erzählten vom Austausch zwischen Menschen mit Behinderung aus Teltow und dem verschwisterten Gonfreville-l’Orcher.

  • Für Menschen mit Behinderung ist ein deutsch-französischer Austausch unschätzbar wertvoll für die Persönlichkeitsentwicklung. Selbstbewusstsein, Stressresistenz, Weltoffenheit u. a. würden hier gestärkt“, so Anette Mauthe.
  • Sabrina Kaping, eine der Teilnehmenden, schwärmte von ihrer Erfahrung: „Ich bin stolz darauf, zum ersten Mal in meiem Leben einen Flug gemeistert zu haben. In Frankreich habe ich außerdem eine neue Freundin gewonnen: Noch heute bin ich mit Emilie per Chat in Kontakt.
  • Josefine Degraa hob hervor: „Es gibt wirklich kein anderes Förderinstrument als den Deutsch-Französischen Bürgerfonds, um Begegnungen wie diese zu fördern – noch dazu ohne ein kompliziertes Antragsverfahren, für das wir gar keine personellen Ressourcen hätten.

Einblick in ein Vorgängerprojekt:

Diskussion

Anschließend diskutierten die Beiratsmitglieder in Arbeitsgruppen über die strategische Ausrichtung des Bürgerfonds:

Der Aachener Vertrag legt fest, dass der Bürgerfonds „[…] Städtepartnerschaften fördern und unterstützen soll, um ihre beiden Völker einander noch näher zu bringen.“ In 2023 fanden 66 % der geförderten Projekte im Rahmen einer Städtepartnerschaft statt. Vor welchen Herausforderungen stehen Städtepartnerschaften und wie kann der Bürgerfonds sie noch besser begleiten?

Die Nachfrage nach Förderungen für deutsch-französische Projekte war in 2023 besonders hoch: 1.316 Anträge wurden gestellt, von denen 65 % bewilligt wurden: Allerdings konnten nur deswegen 860 Projekte unterstützt werden, weil in vielen Fällen geringere Fördersummen vergeben wurden. Wie soll der Bürgerfonds in Zukunft mit einer Nachfrage umgehen, die die zu Verfügung stehenden finanziellen Mittel um ein Vielfaches übersteigt?

Ob ein deutsch-französisches Projekt entsteht oder nicht hängt vielfach am persönlichen Engagement einzelner Personen, die sich mit viel Herzblut engagieren. Wie kann grenzüberschreitendes Engagement auf mehrere Schultern verteilt werden und nachhaltiger aufgestellt werden?

Vorläufige Bilanz

Benjamin Kurc, Leiter des Deutsch-Französischen Bürgerfonds, stellte die vorläufige Bilanz für 2023 vor (Stand: 31. August 2023).

Der Bürgerfonds hat die Ziele, die der Beirat im Vorjahr für 2023 festgesetzt hatte, erfüllt:

  • Ziel: Förderung von mehr als 550 Projekten.
    check Von 1.316 gestellten Anträgen wurden 860 (65 %) mit einer Gesamtsumme von 3.799.189 € bewilligt.
     
  • Ziel: Förderung von mindestens 65 % der Projekte in Kategorie 1.
    check78 % aller bewilligten Projekte wurden in Kategorie 1 (bis 5.000 €) gefördert, 18 % in Kategorie 2 (bis 10.000 €) und 4 % in Kategorie 3 (bis 50.000 €). Nur 1 Leuchtturmprojekt wurde in Kategorie 4 (über 50.000 €) unterstützt.
     
  • Ziel: Förderung von mindestens 50 % der Projekte im Rahmen einer Städtepartnerschaft.
    check66 % der Projektträger*innen gaben an, ihr Projekt findet im Rahmen einer Städtepartnerschaft statt.
     
  • Ziel: Verringerung der geografischen Unterschiede.
    checkDer Anteil von Projekten in bislang unterrepräsentierten Bundesländern und Regionen konnte von 17 % auf 25 % gesteigert werden. (Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Normandie, Pays de la Loire, Normandie, Pays de la Loire, Provence-Alpes-Côte-d’Azur, Hauts-de-France, Bourgogne-Franche-Comté, Nouvelle-Aquitaine)

 

Projektausschreibung 2024

Als Projektausschreibung für 2024 wurde das Thema „Gemeinsam stark. Unterstützung für deutsch-französische Initiativen im Bereich soziales Engagement" bestätigt. Gefördert werden sollen grenzüberschreitende Projekte zwischen Akteur*innen, die sich z. B. für Integration, gegen Armut oder für Inklusion einsetzen.