„Ehrenamt hält Europa zusammen!“
Zum Internationalen Tag des Ehrenamts (5. Dezember) unterstreicht Benjamin Kurc, Leiter des Deutsch-Französischen Bürgerfonds, die Bedeutung ehrenamtlichen Engagements für die grenzüberschreitenden Beziehungen zwischen Bürger*innen beider Länder – gerade jetzt.
Zwei Aktionstage bieten derzeit Gelegenheit, die Rolle der Zivilgesellschaft in den deutsch-französischen Beziehungen in den Blick zu nehmen: der Internationale Tag des Ehrenamts (5. Dezember) und der Deutsch-Französische Tag (22. Januar).
„Beide Völker einander noch näher bringen“ – so lautet der Auftrag, den der Deutsch-Französische Bürgerfonds mit dem Aachener Vertrag erhalten hat: Der Bürgerfonds berät, vernetzt und finanziert Projekte, die die deutsch-französische Freundschaft und Europa in der Breite der Bevölkerung erlebbar machen. Er fördert eine Vielzahl an Formaten und Themen, ist niedrigschwellig und steht allen Akteuren der Zivilgesellschaft offen. Seit seinem Start im April 2020 hat der Bürgerfonds mehr als 1.000 Projekte gefördert, die zu einem Großteil von Vereinen, Städtepartnerschaften und Bürgerinitiativen getragen werden.
Hintergrund
Die Aufregung war groß, als der deutsch-französische Ministerrat verschoben wurde und Differenzen zu Themen wie Energie, Wirtschaft oder Verteidigung Ende Oktober öffentlich zutage traten. Die Analysen reichten vom ‚stotternden deutsch-französischen Motor‘ bis hin zu einem ‚möglichen Krieg‘ zwischen Deutschland und Frankreich und erweckten meist den Eindruck einer handfesten Beziehungskrise.
Etwas weniger mediale Aufmerksamkeit erhielten die kurz darauffolgenden bilateralen Treffen, die zeigten, dass Deutschland und Frankreich in engem Austausch stehen und gemeinsam nach Einigungen suchen: Verkehrsminister Volker Wissing traf seinen Amtskollegen Clément Beaune, Außenministerin Annalena Baerbock traf Catherine Colonna, Wirtschaftsminister Robert Habeck und Finanzminister Christian Lindner trafen Bruno Le Maire und Bundeskanzler Olaf Scholz empfing Premierministerin Elisabeth Borne.
Es sei begrüßenswert, dass dem Narrativ der Beziehungskrise aktiv entgegengewirkt wird und die deutsch-französische Zusammenarbeit auf der politischen Agenda wieder nach oben geklettert ist, so Benjamin Kurc, Leiter des Deutsch-Französischen Bürgerfonds. Trotzdem dürfe man das Beziehungsbarometer für den Stand der deutsch-französischen Freundschaft nicht immer nur an der Politik ansetzen:
Kommentar
„Die deutsch-französischen Beziehungen gibt es nur im Plural! Oft wird die Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Ländern auf Regierungschefs, Parlamente oder Wirtschaftsdeals beschränkt – ist hier Sand im Getriebe, entsteht in der öffentlichen Wahrnehmung schnell der Eindruck, es knirsche überall.
Dabei wird unterschlagen, dass die deutsch-französische Freundschaft ganz maßgeblich in der Zivilgesellschaft gelebt und gestärkt wird! Über 2.000 Städtepartnerschaften, Vereine und Privatpersonen knüpfen ein enges grenzüberschreitendes Beziehungsnetz, das so facettenreich wie krisenresistent ist.
Ein Selbstläufer sind diese grenzüberschreitenden Verbindungen trotzdem nicht: Es braucht nur wenige Funken, um die Glut alter Ressentiments neu zu entfachen und nationale Tendenzen zu stärken.
Umso wichtiger ist es, durch deutsch-französische Begegnungen für mehr (Sprach-)Kenntnis, Verständigung und vielleicht sogar Sympathie oder Freundschaft zu sorgen – und Ressentiments den Nährboden zu entziehen.
Zu einem großen Teil wird dieser Austausch ehrenamtlich organisiert – 77 % der vom Bürgerfonds unterstützten Trägerorganisationen sind Vereine und 7 % sind Bürgerinitiativen. Ehrenamt hält also nicht nur die Gesellschaft zusammen, sondern auch Europa! Es ist dringend nötig, dieses Engagement gezielt zu fördern und in die Breite zu tragen. Ermutigen wir Bürger*innen dazu, ihre eigenen deutsch-französischen Geschichten zu schreiben und diese einzigartige Freundschaft immer wieder neu zu erfinden!“